28/11/2025
Escriptor
2 min

Die Weihnachtsbeleuchtung ist schon seit Tagen eingeschaltet, und damit einher geht dieser seltsame Effekt: Der Verkehr in den Städten scheint sich zu verschärfen und noch schwieriger, aggressiver, ja geradezu unüberwindbar zu werden. Ständige, geräuschlose Staus, Autos, die überall den Weg blockieren, verstopfte Hauptstraßen, Hupen, Hupen, Hupen. Eine dissonante Hupensymphonie, die lautstark eines der Merkmale dieser Jahreszeit verkündet: die Zunahme von Unhöflichkeit in all ihren Formen. Menschen rufen, drängeln und prügeln sich auf der Straße, in Vergnügungsstätten und Einkaufszentren. „Das ist die Weihnachtsstimmung!“, rufen sie, während sie gleichzeitig jemanden beschimpfen, der gerade vorbeigegangen oder vor ihnen gelaufen ist. Währenddessen schmücken die Weihnachtslichter die Straßen und Alleen, die Fassaden, die Schaufenster und sogar die Bäume am Straßenrand mit diesen absurden, kondomförmigen Lichterketten, die an den Stämmen befestigt sind. Durch die Globalisierung gleicht sich das Stadtbild in allen großen Städten der westlichen Welt mehr oder weniger an, und Palma, das dank des Tourismus alle Nachteile einer Großstadt, aber keine ihrer Vorteile aufweist, bildet eine Ausnahme.

Weihnachten ist keine Zeit für Familie und Besinnung, wie das altbekannte Klischee immer wiederholt (Klischees sind per Definition hartnäckig und haften fest: Schon das Schreiben von „altbekanntem Klischee“ ist ein Klischee), sondern vielmehr eine Kommerzsaison. Aus journalistischer Sicht misst man sie am durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum, an den Verkaufszahlen von Schinken und Hummer in Feinkostläden und Fischgeschäften auf Märkten und in Supermärkten und natürlich an der Anzahl der Hotelbuchungen. Diese Zahlen sind stets exorbitant und werden immer von einem Hotelvertreter begleitet, der sich beschwert oder droht, die Ergebnisse seien nicht gut genug und die Regierung müsse mehr Geld in die Branche pumpen, da man sonst Mitarbeiter entlassen oder in prekäre Arbeitsverhältnisse schicken müsse (dann oder kurz darauf), behauptet jemand anderes. Weihnachtsbeleuchtung dient, wie Musik und erhöhter Verkehr, als Kaufanreiz. Nichts anderes. Bei der richtigen Beleuchtung reagieren Menschen wie Pawlowsche Tiere mit dem Impuls zu konsumieren, alles zu kaufen, genau wie Hühner auf dem Bauernhof Futter fressen, solange sie künstlichem Licht ausgesetzt sind.

Weihnachtsbeleuchtung ist ein unverhohlenes Symbol kapitalistischer Vorherrschaft und in diesen angespannten Zeiten zu einem ideologischen Aushängeschild geworden. Angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel – der für Regierungen weltweit, insbesondere in der sogenannten entwickelten Welt, und ihre Bürger höchste Priorität haben sollte, es aber nicht hat – haben Wissenschaftler dazu geraten, den überflüssigen Stromverbrauch zu reduzieren, wobei Weihnachtsbeleuchtung als Paradebeispiel dient. Die Reaktion der Rechten und des Kapitalismus im Allgemeinen ist die übliche: Wer keine Suppe will, bekommt eben anderthalb Tassen. Mehr Lichter denn je, Wettbewerbe um den größten und höchsten Weihnachtsbaum und so weiter. Das biblische Gleichnis vom goldenen Kalb aus dem Zyklus der Geschichten um Moses und den Exodus ist aktueller denn je: Es ist eine Geschichte über Gier und ihre nahe Verwandte, die Dummheit.

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