18/11/2025
2 min

Es war das beste Debüt aller Zeiten für eine spanischsprachige Künstlerin, mit über 42 Millionen Streams auf Spotify weltweit. Mainstream-Kritiker lobten sie, die Zuhörerzahlen stiegen bei jedem Interview, das sie gab, rasant an, und sogar der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez gratulierte ihr dazu, einige Tage lang die drittmeistgehörte Künstlerin weltweit gewesen zu sein. Doch was den Erfolg von Rosalías neuem Album so bemerkenswert macht, ist… Lux (Sony Music Entertainment), ist es paradoxerweise und in einem qualitativeren, künstlerischeren und tiefgründigeren Sinne auch ein Misserfolg?

Fast alle kannten das Album bereits, bevor sie es überhaupt gehört hatten: ein Lux, Rosalía singt (mehr oder weniger) in dreizehn verschiedenen Sprachen, kehrt zur Musik mit traditionellen Instrumenten zurück und schlägt als Künstlerin ein neues Kapitel auf, in dem, wie sie sagt, Mystik und die Suche nach Gott im Mittelpunkt stehen. Nur wenige Künstler erzeugen bei der Veröffentlichung eines neuen Albums eine solche Vorfreude, und die Analysen, die Fans und Musikexperten zu ihren früheren Werken angestellt haben, sind legendär – von Überinterpretationen bis hin zu mehr oder weniger fundierten Auslegungen. Mit jeder neuen Veröffentlichung scheint Rosalía ihren Zuhörern nicht nur ein Kunstwerk zu bieten, das auf sinnlicher und emotionaler Ebene genossen werden kann – was keine Kleinigkeit ist –, sondern auch eine Art verschlüsseltes Spiel, das es zu entschlüsseln gilt.

Es kommt jedoch ein Punkt, an dem der Hörer es leid sein kann, Alben eines Künstlers zu interpretieren, die nicht immer das halten, was sie versprechen. Es ist wirklich so, dass...Lux' Ist dies ein mystisches Album, das aus der zeitgenössischen Perspektive des dritten Jahrtausends nach dem Sinn Gottes sucht, oder einfach nur eine weitere Ästhetik, die Rosalía – ähnlich wie Madonna, aber ohne Grenzüberschreitung, ohne Hinterfragung – entdeckt hat und nun vermarkten will? Mit dieser Vorliebe für Geheimniskrämerei und vermeintliche Komplexität hat das Marketingteam der Künstlerin aus San Esteban Sesrovires genau das Gegenteil des intimen, offenbarenden Versprechens des Albums erreicht: Es distanziert den Hörer emotional und gibt ihm das Gefühl, das letzte Glied einer sorgfältig konstruierten Marketingmaschine zu sein, in der Gott, was Gott ist, bloß Dekoration ist. Letztendlich ist es seelenlose Mystik.

Wer sich für die Erkundung dieser Wege interessiert, braucht derweil nur einige kürzlich erschienene katalanische Titel zu lesen, wie zum Beispiel das exquisite Essenzielle Gedichte, von Johannes vom Kreuz (übersetzt von Pere Lluís Font), in Fragmenta, mit 'Geistlicher Gesang', 'Dunkle Nacht' und 'Lebendige Flamme der Liebe'; die Buch des Freundes und Geliebten, Llulls, in Sebastià Alzamoras Version, von Barcino geborgen; oder der entzückende Essayband mallorquinische MystikerVon Rosa Planas, herausgegeben von Lleonard Muntaner. Klassiker und lange übersehene und unterschätzte Autorinnen verfügen nicht über ein Marketingteam wie das von Rosalía, doch sie entspringen einer tieferen, authentischeren Quelle: der Suche nach Liebe, Wahrheit und dem Höchsten. Selbst eingefleischte Agnostiker wie die Verfasserin dieses Artikels können von ihnen berührt werden.

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