Warum mögen wir Kaffee... und warum hassen wir ihn (grammatikalisch gesehen)?

Hinter so alltäglichen Verben wie „mögen“ oder „hassen“ verbergen sich Strukturen, die vielen Sprachen gemeinsam sind und zeigen, wie die Grammatik Emotionen organisiert.

Die Kaffeemaschine in einem Spezialitätenkaffeehaus im Zentrum von Palma
08/11/2025
4 min

PalmeSie haben vielleicht schon öfter gesagt: „Ich mag Kaffee, aber ich hasse Tee.“ Das sind zwei einfache, fast symmetrische Sätze, die Ihre Vorlieben ausdrücken. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass sie nicht gleich funktionieren. In „Ich mag Kaffee“ ist das Subjekt „Kaffee“, nicht „ich“. Der Sprecher tritt als indirektes Objekt auf: „(Kaffee) wird von mir gemocht.“ Im Gegensatz dazu ist in „Ich hasse Tee“ „ich“ das Subjekt, während „Tee“ das direkte Objekt ist. Sie drücken ähnliche Erfahrungen aus, aber mit unterschiedlichen grammatikalischen Strukturen. Verben wie „mögen“ und „hassen“ sowie „sich Sorgen machen“, „ängstigen“, „interessieren“ und „stören“ sind Beispiele für sogenannte psychologische Verben – Verben, die mentale oder emotionale Zustände ausdrücken. Sie alle beschreiben dieselbe Situation: Es gibt jemanden, der eine Emotion empfindet (den Erlebenden), und etwas, das diese Emotion auslöst (den Reiz oder das Thema). Was sich zwischen Sprachen – und sogar innerhalb derselben Sprache – ändert, ist die Art und Weise, wie diese beiden Rollen im Satz organisiert sind.

Psychologische Verben

Ende der 1980er Jahre schlugen die italienischen Linguisten Luigi Rizzi und Adriana Belletti eine Klassifikation vor, die zum Standard geworden ist. Laut ihrer Studie (mit dem Titel „Psych Verbs and Theta-Theory“, veröffentlicht 1988 in der Fachzeitschrift) … Natürliche Sprache & SprachtheorieBei psychologischen Verben lassen sich die Rollen von „wer fühlt“ und „was das Gefühl auslöst“ nach drei Grundmustern verteilen: Im ersten Muster ist der Betroffene das Subjekt („Ich fürchte die Dunkelheit“); im zweiten Muster ist er das direkte Objekt („Dunkle Orte ängstigen mich“); und im dritten Muster ist er das indirekte Objekt („Ich mag Kaffee“). Diese drei Muster spiegeln grammatikalische Strukturen wider, die allen Sprachen gemeinsam sind, wenngleich ihre Häufigkeit variiert. Im Katalanischen, wie auch im Spanischen oder Italienischen, ist es beispielsweise üblich, Verben des dritten Typs zu verwenden, bei denen der Betroffene als indirektes Objekt (mit Pronomen im Dativ) auftritt. So entstehen unter anderem Sätze wie „Ich mag Kaffee“, „Er macht sich Sorgen um die Prüfung“ und „Der Lärm stört ihn“. In all diesen Fällen ist das Subjekt die Ursache des psychischen Zustands, und das indirekte Objekt gibt an, wer ihn empfindet. Im Englischen hingegen wird eher das erste Muster verwendet, bei dem der Experimentator das Subjekt ist: Dies sehen wir in den Sätzen 'Ich mag Kaffee' (wörtlich: „Ich mag Kaffee“, obwohl er eigentlich „Ich genieße Kaffee“ meint) oder „Und fürchte die Dunkelheit („Ich fürchte die Dunkelheit“). Das bedeutet nicht, dass das Englische die anderen Verbtypen nicht kennt: 'sich kümmern' ('belästigen') und 'Interesse' Unter anderem folgen Ausdrücke wie „Interesse“ dem zweiten Muster. Daher wird in der Phrase „Interesse“ Folgendes verwendet:Lärm stört mich. („Der Lärm stört mich“), das Subjekt ist der Reiz und der Versuchsleiter das Objekt.

Wenn wir unseren Blick auf andere Sprachen richten, werden wir sehen, dass sich die Muster wiederholen. Tschechisch zum Beispiel sagt man: „Líbi se mi káva' („Ich mag Kaffee“), genau wie im Katalanischen: das Subjekt („Kava'„Kaffee“ ist der Stimulus, und das Pronomen „mein“ („mir“) ist ein Dativ des Erlebenden. Im Deutschen werden Muster kombiniert: „Ich mag Kaffee' Es entspricht dem ersten Typ, bei dem es sich um ein Versuchsobjekt handelt ('ich') und ein Reiz, der das direkte Objekt ist ('Kaffee'); stattdessen, 'Der Kaffee gefällt mir. (was auch „Ich mag Kaffee“ bedeutet) entspräche dem dritten Typ. Norwegisch wählt man, wie Englisch, den ersten Typ: „Jeg liker kaffeDiese Vielfalt zeigt, dass die meisten Sprachen dieselben drei Wege zur Darstellung von Gefühlen kennen. Der Unterschied liegt darin, welcher Weg am häufigsten verwendet wird und welche Verben welchem ​​Muster folgen. Im Katalanischen gibt es sogar Fälle, in denen dasselbe Verb sowohl dem zweiten Muster (mit dem Subjekt als direktem Objekt) als auch dem dritten Muster (mit dem Subjekt als indirektem Objekt) entsprechen kann. Zum Beispiel kann man sagen, dass ein Student 'Er macht sich Sorgen wegen der Prüfung, er ist richtiggehend besorgt. 'Ähnliches gilt für „interesar“: Man kann sagen, dass jemand „an Musik interessiert ist“, aber auch, dass „sie ihn interessiert“.

Auch zwischen „preocupar“ und „preocuparse“ sowie zwischen „preocuparse“ und „preocuparse“ finden sich strukturelle Nuancen. So sind beispielsweise „me preocupa el examen“ und „me preocupa el examen“ nicht gleichwertig: Im ersten Fall ist der Reiz („die Prüfung“) extern; im zweiten Fall initiiert der Sprecher den Prozess. Der Pronomenwechsel ist nicht zufällig, sondern entspricht einer Änderung des syntaktischen Musters.

All dies hat praktische Auswirkungen. Während Muttersprachler die Muster der einzelnen Verben intuitiv erlernen und anwenden, ist die Unterscheidung für Sprachlernende nicht immer einfach. Englischsprachige, die Katalanisch lernen, finden beispielsweise Strukturen wie „me gusta el café“ oft schwierig, weil sie die Rollen in Bezug auf … umkehren.Und wie KaffeeDa wir nun wissen, dass beide Sätze einem der drei möglichen Muster folgen, ist der Unterschied nicht mehr willkürlich: Er ist lediglich eine andere Anwendung desselben allgemeinen Prinzips.

Beziehung zwischen Elementen

Es ist daher notwendig zu verstehen, dass Grammatik mehr als eine Reihe isolierter Regeln ein zusammenhängendes System von Beziehungen zwischen den Elementen eines Satzes ist. Wenn wir beispielsweise „Ich mag Kaffee“ vergleichen,Und wie Kaffee', 'der Kaffee gefällt mir', 'libí se mi káva' entweder 'jeg liker kaffeWir beobachten Variationen desselben universellen Musters.

In diesem Kontext zeigen psychologische Verben, wie dieselbe Erfahrung (Angst haben, mögen, sich ärgern) grammatikalisch auf unterschiedliche Weise, aber innerhalb desselben Systems, geordnet werden kann. Letztlich verbirgt sich hinter alltäglichen Wendungen wie dem einfachen „Ich mag Kaffee“ eine gemeinsame Struktur, die uns daran erinnert, dass alle Sprachen es uns ermöglichen, dasselbe auszudrücken, wenn auch jede auf ihre eigene Weise.

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