
Vor einigen Tagen habe ich Cedro, den Dachverband für Autorenrechte und die Nachhaltigkeit der Schriftkultur, darauf aufmerksam gemacht, dass generative künstliche Intelligenz möglicherweise gestohlene oder raubkopierte Werke von rund 41.000 spanischen Literaturautoren nutzt. Diese Information basiert auf einem Bericht der Danish Rights Alliance. Demnach könnten GAI-Modelle von Unternehmen wie Meta und OpenAI die Raubkopie-Website Libgen als Trainingsquelle genutzt haben.
Das Problem scheint neu, droht sich aber in Wirklichkeit bereits zu verfestigen. Künstliche Intelligenz ist mit einer Geschwindigkeit in unser Leben eingedrungen, die eine neue Ära einläutet: Manche vergleichen sie mit der Einführung des Internets oder mit technischen Fortschritten, auf die wir heute nicht mehr verzichten möchten. Jeder Fortschritt sollte jedoch mit dem Schutz der Bürger durch einen entsprechenden Rechtsrahmen einhergehen, und derzeit befinden wir uns in einer Situation, in der diejenigen, die diesen Schutz genießen, eher Technologieunternehmen als Bürger und Entwickler zu sein scheinen.
In Europa wird das Gesetz gemacht, und mit ihm auch die Falle. Nachdem das Europäische Parlament und der Europarat im Juni letzten Jahres die KI-Verordnung der Europäischen Union verabschiedet hatten, hat das vergangene Jahr den mangelnden Schutz deutlich gemacht, den diese Verordnung den Inhabern geistigen Eigentums bietet: Schriftstellern, Übersetzern, Illustratoren, Komponisten usw. Das Gesetz konzentriert sich stärker auf Themen wie Datenschutz und Urheberrecht. Deshalb leitete die Europäische Kommission im vergangenen Herbst die partizipative Ausarbeitung eines KI-Ethikkodex ein, der zwar nicht unbedingt bindend ist, aber dieses Defizit beheben soll. Doch leider wurde dieser partizipative Prozess, der interessierten Urheberrechtsinhabern, aber auch Entwicklern offensteht, von Technologieunternehmen geschluckt oder fast vollständig besetzt, was praktisch alle Arbeitsgruppen daran hinderte, in dieser Hinsicht Fortschritte zu erzielen. Der Text ist unzureichend und wurde bereits von Urheberorganisationen auf dem gesamten Kontinent abgelehnt, sodass sich seine für Juni geplante Veröffentlichung verzögert hat.
In Spanien scheint die Regierung unterdessen bestrebt zu sein, die europäischen Vorschriften besser umzusetzen. Doch abgesehen von den politischen Turbulenzen, die die Exekutive in den letzten Wochen erlebt hat, macht es die fehlende Einigung zwischen dem Kulturministerium und dem Ministerium für digitale Transformation schwer zu glauben, dass das neue Gesetz, sollte es noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden, durchsetzbare Vergütungen und Transparenz vorsehen wird. Doch wie steht es mit der Hoffnung? Die Zeit (oder die unfassbare menschliche Unfähigkeit, unseren kostbarsten und zugleich angeschlagenen Schatz, die Kultur, zu schützen) wird es zeigen.