Die irrationale Planung erneuerbarer Energien

Die Balearen, insbesondere Mallorca, stehen vor einem entscheidenden Moment, der ihre Gegenwart und Zukunft in Bezug auf Energie und Landnutzung prägt. Die Energiewende ist zwar eine dringende Herausforderung, doch was eine Chance zur Demokratisierung der Energieversorgung, zur Emissionsreduzierung und zum Schutz des Landes sein sollte, wird zu einer Bedrohung für genau das Gebiet, das sie angeblich bewahren wollen. Kurz gesagt: Dieser Angriff trägt zur Entstellung ländlicher Flächen bei, die durch Amnestien und Umwidmungen eher als Investitionsland denn als lebenswichtiges ökologisches Gut geschätzt werden, was sie aber sind. Der Vorschlag des mallorquinischen Rates zur Ausweisung prioritärer Entwicklungszonen (PDZs) ist ein klares Beispiel dafür: eine irrationale Planung, losgelöst von der energetischen, territorialen und ökologischen Realität der Insel.
Die Plattform „Erneuerbare Energien ja, aber nicht so!“ prangert seit Jahren an, dass der massive Einsatz erneuerbarer Energien ohne eine Raumplanung, die nicht nur energetische, sondern auch soziale, landwirtschaftliche, ökologische und klimatische Kriterien berücksichtigt, nicht gefördert werden kann. Im Gegenteil: Wir stehen vor einem hastig eingeführten Zonensystem, das auf die massive Errichtung von Photovoltaikanlagen in ländlichen Gebieten ausgerichtet ist und die Möglichkeit – und Pflicht – der Nutzung von anthropogen genutzten Flächen, Dächern, Industriehallen, öffentlicher Infrastruktur oder heruntergekommenen Stadtgebieten ignoriert.
Der Raumordnungsplan Mallorcas sieht in seiner vierten Änderung über 16.000 Hektar ländliches Land als ZDP für Photovoltaik vor. Mehr als 24.000 Hektar sollen für Windkraft hinzukommen – ein Thema, das weder in der energiepolitischen noch in der gesellschaftlichen Debatte präsent war. Diese über 40.000 Hektar ländliche Inselregion sollen als vorrangig für die Nutzung erneuerbarer Energien betrachtet werden, obwohl die Priorität eigentlich auf der Erhaltung ländlicher Flächen für primäre Nutzungen und nicht für industrielle Nutzungen wie Photovoltaikanlagen liegen sollte. Denn eine Anlage ist keine Infrastruktur mit einer bestimmten Nutzung oder eine, die einer Erklärung von allgemeinem Interesse bedarf. Eine Anlage ist ein Energiekraftwerk und somit eine industrielle Aktivität auf ländlichem Land, eine Aktivität, die auf ländlichem Land historisch verboten war. Warum sonst werden diese Projekte auf anderem Wege zu strategischen Industrieprojekten erklärt? Handelt es sich um Industrieprojekte, ist aus der Raumordnung klar ersichtlich, dass sie nicht auf ländlichem Gebiet umgesetzt werden können. Handelt es sich um keine Industrieprojekte, ist es sinnlos, sie zu strategischen Industrieprojekten zu erklären. Stimmt das?
Der Vorschlag des Rates, der für die Raumplanung zuständig ist, ignoriert diese Festlegung und kennzeichnet ausschließlich ländliche Gebiete auf einer Karte als vorrangig für die Entwicklung. Wir haben im Rahmen unserer Plattform wiederholt erklärt, dass ländliche Flächen nur die letzte Option sein sollten: weder eine Priorität noch eine strategische.
Das Gesetz 10/2019 über Klimawandel und Energiewende legt klare Kriterien für die Abgrenzung von Energienutzungsgebieten fest: Bereits transformierte Gebiete müssen priorisiert, die Netzkapazität und der tatsächliche Energiebedarf berücksichtigt und Landschaft, Biodiversität und landwirtschaftliche Flächen geschützt werden. Keines dieser Kriterien wurde bisher eingehalten. Im Gegenteil: Der Vorschlag des Consell platziert die Energienutzungsgebiete weit entfernt von Verbrauchsgebieten – wie Palma und Touristengebieten – und konzentriert sie in den Regionen Pla und Raiguer, Städten mit geringerem Energiebedarf, aber mehr verfügbarem Land und geringerem sozialen Widerstand. Die Folge ist eine Fragmentierung des Gebiets, direkte Auswirkungen auf Gebiete mit hohem landwirtschaftlichen, ökologischen und landschaftlichen Wert sowie die absolute Marginalisierung der lokalen Gemeinschaften. Ein dezentrales und partizipatives Modell, das auf Eigenverbrauch und Energiegemeinschaften basiert, wird aufgegeben, wodurch großen Industrieunternehmen die volle Bedeutung zukommt, die letztlich alle Möglichkeiten haben, sich auf ländlichem Land niederzulassen. Ein Land, dessen gesamte politische Absicht darauf gerichtet ist, es weiter zu zerstören, seine eigentliche Nutzung zu missbrauchen und durch andere zu ersetzen: Tourismus, Wohnen, Energie …
Wie ist es möglich, dass nicht einmal die Dächer von Industriegebieten, öffentliche Parkplätze, Bildungszentren oder Gesundheitseinrichtungen als vorrangige Entwicklungsgebiete berücksichtigt werden? Warum werden nur ländliche Gebiete als nutzbare Flächen für die Energieerzeugung betrachtet, während städtische Gebiete mit hohem Verbrauch, die zur Energieautarkie führen könnten, unberührt bleiben? Warum erleichtern Vorschriften die Abwicklung von Großprojekten, blockieren aber Eigenverbrauchsprojekte und verweisen sie in die kommunale Planung?
Der Schutz ländlicher Gebiete sollte auf Inseln Priorität haben. Dieses Land ist nicht nur Landschaft oder Ackerland: Es bietet die Möglichkeit zur Widerstandsfähigkeit, Ernährungssouveränität und ökologischen Vernetzung. Es auf eine Fläche zu reduzieren, die für Energie, Tourismus, Immobilien oder Wohnen zur Verfügung steht, ist ein schwerwiegender strategischer Fehler. Wir steuern auf eine vermeintliche Dekarbonisierung zu und zerstören gleichzeitig die Ökosysteme, die uns vor dem Klimawandel schützen.
Erneuerbare Energien sollten Teil der Lösung sein, doch wenn sie so umgesetzt werden, werden sie zu einem noch schwerwiegenderen und bedeutenderen Teil des Problems. Die Energiewende kann nur dann fair sein, wenn sie das Land respektiert, das sie tragen muss. Und auf Mallorca ist Land ein knappes, endliches Gut, mit Werten beladen, die nicht für den unmittelbaren Profit der Energiewende verpfändet werden können. Der Kampf für erneuerbare Energien darf nicht unvereinbar mit der Verteidigung des Territoriums sein. Im Gegenteil: Sie müssen Hand in Hand gehen.