13/07/2025
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Eine der am häufigsten vertretenen Ansichten der europäischen extremen Rechten ist, dass Einwanderung einen demografischen Wandel zum Ziel oder mehr oder weniger gewünschten Effekt habe, der zu einer vermeintlichen Islamisierung Europas führen würde. Selbstverständlich bedient sich diese Rechte der Rhetorik und der Ängste der alten angelsächsischen Rechten, aber auch bestimmter populistischer Parolen, die unter anderem den Nationalsozialismus befeuerten. Denn genau das nannte man „Entjudung“. Dieselbe Rechte, die den demografischen Wandel fürchtet, nutzt jedoch Demografie und Binnenmigration, um die anderen Sprachen des Staates auszulöschen.

Sie fürchten sich vor genau dem, was sie praktizieren, vielleicht weil sie sich seiner Wirksamkeit durchaus bewusst sind. Ohne demografischen Austausch wäre es nicht so einfach gewesen, Katalanen auf Mallorca zu verankern – oft durch eine politische Klasse, die aus Nachkommen oder sogar aus denen besteht, die angeblich dem Elend anderer Teile des Landes entflohen sind und neben ihrem Wohlstand auch zu glücklichen und zufriedenen Figuren in einem Spiel des kulturellen Austauschs geworden sind. Sie verdrängen gern, lassen sich aber nicht gern verdrängen.

Sie glauben, dass ein Mallorquiner oder Katalane, der seine Sprache bewahren will, sich einem historischen Schicksal widersetzt, einem natürlichen Prozess, der nichts mit Politik, wohlüberlegten Entscheidungen und öffentlichen Haushalten zu tun hat. Für eine gewisse Linke wiederum verleiht jeder, der an bestimmten Essenzen – einer Landschaft, einer Sprache – festhält, nur den Extremisten Glaubwürdigkeit, die ebenfalls versuchen werden, Einwanderer auszuweisen oder sie zum Verzicht auf ihre Religion zu zwingen. Sie spielen damit, die Menschen auf bösartige Weise zu verwirren. Nur der Konservatismus anderer ist der Auftakt zum Faschismus, niemals der eigene, denn sie sprechen oft aus dem Privileg derer, denen in Sachen Identität alles garantiert ist. Aber wenn sie – eher aus Paranoia – sehen, dass ihre Sprache und Kultur durch die neue Einwanderung ausgelöscht werden könnten, dann machen sie nur Aufhebens und fordern Massenvertreibung. Rassismus wird aus all diesen Gründen normalisiert.

Es werden Dinge ausgesprochen, die vorher selbst nach zwei Drinks zu viel nicht gesagt wurden. Die Mitte-Rechts-Partei, falls es sie in Spanien je gab, muss sich so ungehemmt mit der extremen Rechten messen, dass es noch beängstigender ist als zuvor, vor allem wenn man bedenkt, dass es letztlich nur um Grimassen und verbale Gewalt geht, aber kaum um gesunde Politik, geschweige denn um die Verabschiedung von Gesetzen.

Der arme Einwanderer ist weniger furchteinflößend als der Faschist; zu behaupten, der Einwanderer wolle sich nicht integrieren, von jemandem, der nach Jahrzehnten unter uns kein Katalanisch gelernt hat, ist etwas peinlich. Letztlich ist dieses Bild des Einwanderers lediglich eine ideologische Metapher für sich selbst: Sie fürchten, was sie sind, eine Freudsche Projektion aus dem Lehrbuch. Sie fürchten, dass Einwanderer sich selbst das antun, was sie selbst beispielsweise den Mallorquinern angetan haben, ohne schlechtes Gewissen. Offensichtlich waren oder sind unsere Ängste unbegründet, dumm und provinziell, ihre jedoch nicht, obwohl sie identisch sind.

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