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Nach Solarparks kommen Lithiumbatterien: Kontroverse in Pollença, Inca und Santa Maria

Anwohner, Umweltschützer und sogar einige Regierungsstellen warnen vor den Auswirkungen, die ländliche Gebiete, die den Bau der Solaranlagen und Chalets bisher überstanden haben, ernsthaft beeinträchtigen könnten.

PalmeDie zunehmende Verbreitung von Energiespeicheranlagen und der dazugehörigen Infrastruktur im ländlichen Raum hat auf Mallorca eine neue Debatte ausgelöst. Innerhalb weniger Monate wurden mehrere Projekte in Inca, Santa María del Camino und Pollensa bekannt, die alle ein gemeinsames Muster aufweisen: Großtechnische Anlagen, die in landwirtschaftlichen oder naturbelassenen Gebieten angesiedelt werden sollen, stoßen auf Widerstand von Anwohnern, Umweltschützern und in einigen Fällen auf negative technische Gutachten. Die Debatte um das Energie- und Landnutzungsmodell, die Vereinbarkeit mit der Landschaft und das Risiko einer unkontrollierten Industrialisierung hat zu einem erheblichen Gebietskonflikt geführt.

Inka: Ein technischer Bericht, der das Projekt zum Scheitern bringt

Das Projekt für ein 66-kV-BESS-Energiespeicherkraftwerk mit zugehörigem Umspannwerk in Inca hat vom Consell de Mallorca (Inselrat von Mallorca) einen negativen Bericht erhalten. Die technischen Experten kommen zu dem Schluss, dass der Vorschlag in seiner jetzigen Form grundlegende Kriterien für die Standortwahl im ländlichen Raum verletzt. Das Dokument, das ARA Baleares vorliegt, zeigt, dass der Flächennutzungsgrad die im ländlichen Landnutzungsgesetz und im Flächennutzungsplan festgelegten Höchstgrenzen deutlich überschreitet. Stahlbetonplattformen, Technikgebäude und andere Bauelemente verleihen der Anlage einen Charakter, der typisch für städtische oder industrielle Flächen ist und nicht mit der landwirtschaftlichen Umgebung vereinbar ist. Der Bericht hebt zudem erhebliche Mängel in der Landschaftsintegration hervor: Die Projektentwickler haben weder visuelle Alternativen präsentiert noch sichtbare Elemente wie das Kontrollgebäude oder die geplante Lärmschutzwand sowie deren Auswirkungen auf benachbarte Gebäude berücksichtigt. Die Lärmstudie wird als unvollständig angesehen. Die Vegetationsbarriere ist unzureichend, und es gibt keine Rechtfertigung dafür, warum die Evakuierungslinie über Privatgrundstücke, Erosionszonen, Überschwemmungsgebiete und sogar das Sanierungsgebiet am Ufer von Inca verlaufen muss.

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Die Schlussfolgerung der Techniker ist eindeutig: Das Projekt ist in seiner jetzigen Form mit der Landschaft, dem ländlichen Raum und den bestehenden Raumordnungsvorschriften unvereinbar. Daher ist das Projekt kurzfristig nicht realisierbar. Andreu Caballero, Stadtrat von Inca für Stadtplanung, erklärte gegenüber ARA Baleares: „Uns ist derzeit nicht bekannt, dass das Bauunternehmen weitere Schritte unternommen hat.“

Santa Maria (Coanegra-Tal): Anwohner und Umweltschützer kritisieren ein „spekulatives“ Modell

Im Coanegra-Tal haben Anwohner und der Verein „Amics de la Vall“ heftig gegen ein weiteres geplantes Batteriespeicherprojekt zwischen Santa Maria und Consell protestiert. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen technische Aspekte, sondern auch gegen das damit verbundene Energie- und Raumordnungsmodell. Die Anwohner betrachten es als private, spekulative Initiative ohne jegliches öffentliches Interesse. Sie argumentieren, dass das Projekt keine stabilen Arbeitsplätze schafft, keine Produktionsprozesse integriert und nichts mit den erneuerbaren Energien zu tun hat, die die Gesetzgebung ausnahmsweise auf ländlichen Flächen erlaubt. „Es ist eine unangemessene Nutzung und steht im Widerspruch zur landwirtschaftlichen Ausrichtung des Gebiets“, prangern sie an. Sie weisen außerdem darauf hin, dass das Projekt ohne Zustimmung des Gemeinderats oder der zuständigen Kommission vorgeschlagen wurde, was die kommunalen Befugnisse verletzt und die Gefahr birgt, einen Präzedenzfall für eine dezentrale Industrialisierung zu schaffen. Die traditionelle Landschaft und das landwirtschaftliche Mosaik der Region – von großem ökologischen und kulturellen Wert – wären ernsthaft gefährdet. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sorge vor Unfallrisiken: mögliche Explosionen und Batteriebrände, Emissionen giftiger Gase und Grundwasserverschmutzung. Anwohner beklagen, dass es keinen Notfallplan und kein Lockdown-Protokoll gibt.

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In ihrer Schlusserklärung fordert Amics del Vall nicht nur den Stopp dieses Projekts, sondern auch jeglicher ähnlicher Infrastrukturprojekte im ländlichen Raum und plädiert für ein Modell, das auf Selbstversorgung, dezentraler Energieerzeugung und der Nutzung bereits erschlossener Flächen wie Industrieparks und Logistikzentren basiert.

Pollença: die dritte Front und wachsende Besorgnis

In Pollença hat ein drittes Energiespeicherprojekt erneut Kontroversen ausgelöst. Laut ARA Baleares sieht der Vorschlag die Errichtung einer neuen Anlage in einem landschaftlich besonders sensiblen Gebiet vor.was bei den beteiligten Stellen Ablehnung hervorgerufen hat Lokale Gruppen und Bürgerinitiativen sowie der Gemeinderat selbst haben ihren Widerstand zum Ausdruck gebracht. „Der Gemeinderat von Pollença hat gemeinsam mit der Bürgerinitiative Einspruch erhoben und steht geschlossen gegen das Projekt. Der Rat bekräftigt seine Position, dass er die Errichtung des Kraftwerks in diesem Gebiet der Gemeinde entschieden ablehnt.“ Der Bürgermeister von Pollença, Martí March, warnt seinerseits vor den Risiken und stellt die Rechtmäßigkeit des Projekts infrage: „Die Umweltauswirkungen, die Risiken für das Wasser und die Folgen für die Gesundheit von Mensch, Flora und Fauna wurden nicht berücksichtigt.“ Obwohl die technischen Details noch geprüft werden, dreht sich die Debatte um dasselbe Dilemma: Inwieweit können oder sollten solche Anlagen, die als Stütze des Stromnetzes gedacht sind, in landwirtschaftlichen oder Naturschutzgebieten errichtet werden? Lokale Gruppen haben den Eindruck, dass es eine „stille Welle“ von Industrieprojekten gibt, die unter dem Deckmantel der Energiewende gerechtfertigt werden, aber keinem geplanten oder ausgewogenen Modell folgen. Eine Debatte, die über konkrete Projekte hinausgeht

Die Beispiele Inca, Santa Maria und Pollença werfen eine grundlegende Frage auf: Wie lässt sich die Energieinfrastruktur einer Insel mit begrenzter Landschaft ausbauen, ohne gleichzeitig ihre landwirtschaftlichen und natürlichen Werte zu beeinträchtigen? Umweltgruppen warnen, dass Mallorca ohne klare Regelungen Gefahr läuft, eine Reihe von Projekten zu erleben, die ländliche Gebiete in ein neues Industriegebiet verwandeln. Die Kommunen fordern mehr Beteiligung und eine bessere Planung. Experten für Landmanagement erinnern daran, dass das Gesetz sicherstellen soll, dass die Energiewende nicht zur Zerstörung der Landschaft führt. Unterdessen haben diese drei Projekte eine scheinbar endlose Debatte neu entfacht: Die Energiewende sei „unerlässlich“, betonen Umweltschützer, doch wie die GOB (Balearische Ornithologische Gruppe) wiederholt argumentiert hat, „müssen wir planen und entscheiden, wo und wie, anstatt einfach nur Baugenehmigungen zu bearbeiten.“ Aus diesem Grund fordern Anwohner und Naturschützer von den Behörden einen Energieplan und wollen die Inseln nicht „ohne ausreichenden gesellschaftlichen Konsens“ umgestalten.