Fünfzig Jahre nach Francos Tod haben sowohl progressive als auch konservative Medien Bilanz gezogen – weniger über den Mann selbst, sondern vielmehr über die Folgen der faschistischen Diktatur, eines Regimes, das das Land 36 Jahre lang politisch prägte. Nur Portugal erlebte eine längere rechtsgerichtete Diktatur; kein anderes Land der Welt (und der Salazarismus war bei Weitem nicht so verheerend) verfügte über eine vergleichbare eiserne Faust, nicht einmal die Militärdiktaturen Venezuelas oder Paraguays. Dies muss unweigerlich Konsequenzen für das zivile und politische Leben haben, genau wie bei einer linksgerichteten und sehr langen Diktatur, wie beispielsweise in der UdSSR, China, Kuba und Rumänien.

Diktaturen korrumpieren die Mentalität von Nationen; die bloße Etablierung einer formalen Demokratie genügt nicht, um Menschen und die politische Klasse plötzlich zu normalem und gerechtem Handeln im Sinne von Pluralismus und Freiheit zu bewegen. In Spanien gab es bis vor Kurzem Terrorismus; Polizeigewalt ist nicht verschwunden, und die Polarisierung hat sich nicht aufgelöst, sondern sogar noch verschärft. Auch die Meinungsfreiheit ist nicht unumstritten, wie die Inhaftierung von Sängern beweist. Es versteht sich von selbst, dass eine von Faschismus beherrschte Gesellschaft zutiefst patriarchalisch geprägt ist, und auch hier hat das Patriarchat kaum kritische Auseinandersetzung hervorgerufen. Eine Diktatur schürt zudem tiefes Misstrauen gegenüber Institutionen wie Polizei, Justiz und sogar Finanzbehörden.

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Trotz der autonomen Gemeinschaften funktioniert dank des Parteiensystems in der Praxis alles wie in einem Zentralstaat; selbst die unbedeutendsten regionalen Ministerien werden von Madrid aus entschieden – in einem institutionellen System, das Franco-Anhänger vom Tag nach dem Tod des Diktators an äußerst effektiv in Machtpositionen brachte. Und obwohl die Franco-Anhänger jener Generation inzwischen tot sind, hat sich eine soziale Klasse – Familien, Linien, regelrechte Dynastien – erhalten, eine Klasse, die im Schatten der Diktatur durch ihre zwielichtigen Machenschaften wuchs und gedieh und die bis heute fortbesteht, selbst in akademischen Kreisen. Während die Rechte vielerorts populistisch und aggressiv geworden ist, musste sie hier nur auf die Franco-Nostalgie zurückgreifen, um dieselbe Rhetorik zu bedienen. Doch wenn es im heutigen Spanien überhaupt eine Franco-Dimension gibt, dann liegt sie im Umgang mit anderen Sprachen als Kastilisch. Das Recht, in ganz Spanien einsprachig Kastilisch zu sprechen, ist ein Recht, das nur aus einer diktatorischen Denkweise heraus verteidigt werden kann.